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Mensch-Hund-Bindung: Beziehung fördern. Kontaktliegen mit Hund.

Mensch-Hund-Bindung 1: Wie entsteht Beziehung bzw. Bindung und warum ist das wichtig?

Im ersten Artikel der Serie zur Mensch-Hund-Bindung erfährst du, wie aus einer Beziehung zu deinem Hund eine Bindung wird, was die Qualität der Beziehung beeinflusst und wieso die Bindung so wichtig ist.

Wie entsteht eine Beziehung zwischen Mensch und Hund und wodurch wird sie beeinflusst?

Eine soziale Beziehung zueinander beginnt und wird in ihrer Qualität beeinflusst, sobald du mit deinem Hund in Interaktion stehst, die begleitet wird durch aufeinander bezogene Gedanken, Emotionen und Handlungen. vgl.1

Nehmen wir zum Beispiel an, du bist kurz davor deinem Hund seine Futterschüssel hinzustellen. Er sieht dich mit großen Knopfaugen an, tänzelt wie ein Paradepferd und schleckt sich in freudiger Erwartung über die Schnauze. Du lächelst, weil dir das Herz bei diesem Anblick aufgeht. Zeitgleich denkst du dir, dass er der tollste Hund der Welt ist, weil er dir die Futterschüssel nicht aus der Hand reißt, sondern abwartet. Dann stellst du die Schüssel hin, gibst ihm umgehend die Freigabe und er beginnt zu fressen. In diesem Fall wurde eure Beziehung zueinander positiv gefördert, da angenehme und gute Gefühle die Handlungen begleitet haben.

Bild: serhii_bobyk | Freepik

Selbes Szenario, nur mit einer anderen Endhandlung: Du stellst die Schüssel hin und lässt deinen Hund 5 Minuten vor seinem Napf warten, bevor er die Freigabe zum Fressen erhält. Du bist vielleicht in dem Moment stolz darauf, dass er es geschafft hat. Dein Hund hingegen ist vermutlich frustriert, weil er nicht nachvollziehen kann, wieso er solange warten musste. Frustration ist bekanntlich keine wünschenswerte Emotion und dementsprechend auch nicht beziehungsfördernd.

Bild: Freepik – Dieser Hund zeigt viele körpersprachliche Signale, die auf Stress und dementsprechend unangenehme Emotionen hindeuten. Vermutlich durfte dieser Hund aufgrund des Fotoshootings nicht aus dem Napf fressen. Informationen zum Stressgesicht und weitere Schaubilder zum Thema Stress beim Hund findest du bei Sprich Hund!

Eine Beziehung zu einem anderen Lebewesen ist erst einmal nichts Ungewöhnliches. Wir Menschen pflegen auch Beziehungen zu anderen Hunden, Katzen, ArbeitskollegInnen, Bekannten, usw. Sie sind nicht immer stabil, harmonisch oder von Dauer. Es wird gestritten, sich wieder versöhnt oder auch nicht. Manche sind nur oberflächlich, andere gehen in die Tiefe. Die Beziehung zueinander befinden sich in einem ständigen Wandel, der beeinflusst wird durch die Persönlichkeit und die jeweiligen Bedürfnisse. vgl.2

Die Erfüllung der persönlichen (Grund)Bedürfnisse spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung einer positiven Beziehung zueinander. vgl.3 Ein Hund möchte beispielsweise stets freien Zugang zu seinem Wassernapf, einen geschützten und ruhigen Schlafplatz und natürlich bewahrt werden vor seelischen oder körperlichen Schmerzen. Du hingegen möchtest sicherlich nicht von deinem Hund unabsichtlich oder absichtlich verletzt werden. Es ist ein wechselseitiger Prozess, bei dem sowohl die Bedürfnisse deines Hundes als auch deine eigenen berücksichtigt werden sollten.

Im Gegensatz zu den alltäglichen Beziehungen, die wir pflegen, ist die Beziehung zu deinem Hund etwas Besonderes. Sie ist die Basis für die Entwicklung eurer Bindung und beeinflusst, welches Bindungsmuster sich zwischen euch entwickelt. Welches Bindungsmuster erstrebenswert ist, warum das so ist und wie du es fördern kannst, erfährst du im Laufe dieser Artikelserie.

Eine Beziehung kann beendet werden – Bindung überdauert Zeit und Raum

Besteht „nur“ eine Beziehung, ist die Bezugsperson austauschbar. Der Verlust schmerzt vielleicht, aber mit der Zeit gerät die Person oder der Hund in Vergessenheit. Sobald eine Bindung entstanden ist, sieht es jedoch anders aus. Stell dir die Bindung zwischen Hund und Mensch vor als ein emotionales Band, dass dich und deinen Hund verbindet, egal wo ihr euch gerade befindet oder wie lange ihr voneinander getrennt seid. Bei Trennung kann sie Gefühle der Sehnsucht und des Vermissens auslösen, bis hin zu Verlustängsten und Trennungsschmerz.

Jeder der bereits einen geliebten Hund (oder Menschen) über die Regenbogenbrücke hat gehen lassen müssen, wird nachvollziehen können, was damit gemeint ist. Ein Foto, ein bestimmter Geruch oder eine Situation, können den Schmerz des Verlustes, selbst nach Jahrzehnten, in voller Intensität wiederkehren lassen.

Wieso ist die Mensch-Hund-Bindung so wichtig?

Hunde müssen in unserem menschlichen Alltag mit vielen kleinen und großen Herausforderungen zurechtkommen, bei denen sie zum Teil auf unsere Unterstützung angewiesen sind, bzw. bei Bedarf darauf zurückgreifen können sollten.

Bei inneren oder äußeren (Stress)Auslösern, wie beispielsweise Müdigkeit, Hunger, Angst oder einer potenziellen Bedrohung durch einen anderen Hund oder Mensch, wird das Bindungsverhalten eines Hundes aktiviert. Dein Hund sucht deine Nähe, versteckt sich zum Beispiel hinter dir, weil er einen anderen Hund als Bedrohung empfindet oder er stupst dich mit der Nase an, weil es Zeit wird endlich sein Futter herzurichten.

Ziel des Aufsuchens deiner Nähe, dessen Aufrechterhaltung und dieses Verhaltens ist, dass du die Stressoren beendest, wie beispielsweise deinen Hund zu füttern, wenn es an der Zeit ist oder Schutz bietest vor bedrohlichen sozialen oder körperlichen Situationen, indem du zum Beispiel zulässt, dass sich dein Hund hinter dir versteckt oder ihn aus der Situation herausholst. vgl. 2

Im Rahmen einer sicheren Bindung, auf die ich im nächsten Artikel dieser Serie noch näher eingehen werde, kann dein Hund seinen Stress eigenständig regulieren, indem er bei dir Unterstützung sucht, wenn er mit einer Situation überfordert ist.

Hat mein Hund keine Bindung zu mir, wenn er versucht, alles selbst zu regeln?

Wenn dein Hund schon länger bei dir lebt, ist es eher unwahrscheinlich, dass er keine Bindung zu dir aufgebaut hat. Es gibt jedoch verschiedene Bindungsmuster. Je nachdem welches Bindungsmuster bei euch vorherrscht, beeinflusst das sein Verhalten, das Vertrauen in dich und auch, ob er sich darauf verlassen kann, dass du ihm Unterstützung bietest, wenn er sie benötigt. Darauf werde ich im nächsten Beitrag dieser Serie auch noch näher eingehen.

Mythen über die Mensch-Hund-Bindung: Woran man erkennt, das ein Hund schlecht gebunden ist

Mythos 1: Wenn ein Hund nur zögerlich beim Rückruf zu seinem Menschen geht oder an ihm vorbeiläuft.

Ich stimme insofern zu, dass ein Hund der zögerlich in Kombination mit starkem Meideverhalten auf seinen Menschen zugeht, suboptimal gebunden sein könnte. Anhand einer einzigen Situation lässt sich das jedoch nicht feststellen. Es besteht auch durchaus die Möglichkeit, dass der Rückruf nicht gut oder noch nicht ausreichend trainiert wurde.

Mythos 2: Wenn ein Hund sich beim Spaziergang nicht ständig in unmittelbarer Nähe seines Menschen aufhält.

Genau das Gegenteil ist der Fall. Ein sicher gebundener Hund erkundet das Umfeld in Sichtweite, weil er sich darauf verlassen kann, dass sein Mensch sich nicht plötzlich in Luft auflöst und er für ihn da ist, wenn er ihn braucht.

Mythos 3: Wenn für einen Hund draußen alles spannender ist als sein Mensch.

Es gibt unzählige Gründe warum ein Hund sich bei einem Spaziergang lieber mit seiner Umwelt beschäftigt als seinem Menschen. Das muss nicht zwangsläufig etwas mit einer „schlechten“ Bindung zu tun haben. Solange dein Hund Kontakt zu dir aufnimmt, wenn er deine Unterstützung benötigt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

Mythos-Fazit: Anhand einzelner Situationen oder Verhaltensweisen kann nicht festgestellt werden, ob ein Hund „gut“ oder „schlecht“ an dich gebunden ist.

Zusammenfassung

  • Eine soziale Beziehung zwischen dir und deinem Hund entsteht, sobald ihr miteinander interagiert. Handlungen, die mit positiven Emotionen verbunden sind, fördern eure Beziehung. Wohingegen Interaktionen, die negative Gefühle bei deinem Hund oder dir hervorrufen, eurer Beziehung schaden.
  • Eine Beziehung ist die Basis für die Entwicklung einer Bindung und beeinflusst, neben weiteren Faktoren, welches Bindungsmuster entsteht.
  • Innerhalb einer Beziehung kann die Bezugsperson ausgetauscht werden. Eine Bindung bleibt dauerhaft bestehen.
  • Eine (sichere) Bindung ist wichtig, damit dein Hund seinen Stress eigenständig bzw. mit deiner Hilfe regulieren kann.
  • Es gibt verschiedene Bindungsmuster, die das Verhalten deines Hundes und das Vertrauen in dich beeinflussen.
  • Anhand einzelner Situationen oder Verhaltensweisen deines Hundes kann nicht festgestellt werden, ob ihr eine „gute“ oder „schlechte“ Bindung zueinander habt.

Lies mehr zu dem Thema: Mensch-Hund-Bindung 2: Bindungsmuster bei Hunden und deren Auswirkung auf das Verhalten in Stresssituationen

Quellangaben

  1. Kotrschal K. 2008. Biologische Grundlagen der Sozialbeziehungen zwischen Menschen und Tieren. 2. Kongress Mensch und Tier. Berlin. ↩︎
  2. Schöberl I, Kotrschal K, Beetz A. 2013. Biopsychologische Grundlagen der Bindung. In: Gansloßer U, Hrsg. Bindung und Beziehung. Man liebt nur was man kennt. Fürth: Filander Verlag, 5–52. ↩︎
  3. Aureli F, de Waal FBM. 2000. Natural conflict resolution. Berkeley: University of California Press ↩︎

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2 thoughts on “Mensch-Hund-Bindung 1: Wie entsteht Beziehung bzw. Bindung und warum ist das wichtig?”

  1. Schöner Artikel, und super, dass du auch die verschiedenen Mythen aufklärst, die einen schnell mal verzweifeln lassen. Bin schon gespannt auf die Fortsetzung 🙂

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